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Vereinshistorie

Die DJK Rheinkraft Neuss 1914 e.V. wurde am 28.Juni 1914 gegründet. Eine Gruppe von 76 jungen Männern hatte sich zusammengefunden und 1914 mit einer kirchlichen Aufnahmefeier in der Neusser Dreikönigenpfarre einen Verein gegründet.

In den folgenden Artikeln aus unserer Festausgabe der Rheinkraft-Nachrichten anlässlich des 90-jährigen Jubiläums im Jahr 2004 wurde in einem Rückblick der geschichtliche Werdegang aus verschiedenen Blickwinkeln geschildert.

Antworten auf naheliegende Fragen

XY: „Was machst Du heute Abend?“

A: „Ich mache die wöchentliche Gymnastik mit der DJK Rheinkraft.“

XY: „Gymnastik könnte ich auch brauchen, aber wer oder was ist die DJK?“

A: „DJK heißt Deutsche Jugendkraft. Das war also ursprünglich ein Jugendverband, entstanden im Umfeld der frühen Jugendbewegung (Pfadfinder, Wandervogel, Quickborn …), als man sich Anfang des 20. Jahrhunderts dem Wandern, dem Sport mit neuer Begeisterung zuwandte.

Eine der ersten Fußballmannschaften unseres Vereins (um 1920)

Auch kirchliche Jugendgruppen wurden davon erfasst, sie wollten nicht auf einen lediglich religiösen Bereich beschränkt bleiben, gründeten Sportabteilungen, betonten die leib-seelische Ganzheit des Menschen. Die etwas pathetische Sprache zeugt von dieser Hochstimmung des Aufbruchs.

Dieser aber wurde jäh unterbrochen, als am 28. Juni 1914 – an dem Tag, an dem Jean Pullen mit einer Fußballmannschaft des Vereins von Hl. Dreikönige die Keimzelle der späteren „Rheinkraft“ gründete – der österreichische Thronfolger durch Schüsse serbischer Nationalisten in Serajewo starb und man in den 1. Weltkrieg schlidderte, der der jungen Generation, nicht zuletzt in Deutschland, ungezählte Opfer an Toten und Kriegsversehrten abforderte. Der Sport kam weithin zum Erliegen, abgesehen vom Boom beim Fußball. Dreikönige hatte 1916 schon bzw. noch 3 Mannschaften, immerhin.


Mandolinen-Abteilung bei der Rheinkraft (um 1920)

In den Anfangszeiten der Weimarer Republik wurden im kath. Jungmännerverband vielerorts neue Sportabteilungen gegründet, und die lokalen Gruppen schlossen sich 1920 zusammen zu einem Reichsverband für Leibesübungen in kath. Vereinen „Deutsche Jugendkraft“ (DJK), mit der Parole: „Der Deutschen Jugend ihre Kraft zu mehren und dem deutschen Volke die alte deutsche Jugendkraft zurückzugeben“, im Wappen “tapfer und treu“.

Man sieht, wie nach Versailles und Besatzungszeiten die nationalen Emotionen hochkochten; Erinnerungen an die Zeiten des Turnvaters Jahn wurden neu geweckt und Sport von manchen mit Wehrhaftigkeit in Verbindung gebracht, auch wenn Liedtexte wie „Wo kühn sich deutsche Recken strecken…“ zunehmend als drollig empfunden wurden. Im kirchlichen Bereich betonte man mehr Ziele wie Gemeinsinn, Charakterbildung, frohes Jugendleben in der Einheit von Seele und Leib.

Es gab auch Widerstände: gesellschaftlich gegen die konfessionelle Ausrichtung, innerkirchlich gegen die vermeintliche „sittliche Gefährdung“ durch anstößige Sport- und Badekleidung (Sport von „Damen mit kurzer Sporthose, zeitweise auch Damen schon ohne Strümpfe“…), durch mangelnde Geschlechtertrennung und durch Kollision mit den Gottesdienst-Zeiten, denn den freien Samstag gab es ja noch nicht. Sportoffene Kapläne, Pfarrer, nicht zuletzt der Generalpräses Carl Mostert (†1926), nach ihm Ludwig Wolker, haben hier innerkirchlich Pionierarbeit leisten müssen.


Eine historische Aufnahme des Rheinkraft-Tambourkorps (Schützenfest 1926)

Auch die wieder auflebende Gruppe von Dreikönige, die sich jetzt den Namen „Rheinkraft“ gab, schloss sich, wie auch die Vereine von St. Marien und Holzheim, gleich 1920 dem Reichsverband DJK an.


Mitgliedsausweis der Deutschen Jugendkraft, 1926

Rheinkraft bezog sich mit Recht auf die informelle Gründung von 1914 und zählte 1924 beim 10. Stiftungsfest 160 Mitglieder (120 „ältere“, 40 jugendliche), dazu 35 Schüler, die sich in den Zweigen Fußball-, Faustball- oder Schlagballspiel, im Turnen, Wandern und/oder in der Leichtathletik aktiv betätigten.

10 Jahre später hatte sich das Bild wieder gewaltig verändert. Wolker und sein Verband hatten an einer anderen Front zu kämpfen und drohten fast zwischen die Mühlsteine zu geraten.

XY: Aha ! Wenn die DJK in ihren Anfängen, wie andere Teile der Sportbewegung mit einigem Pathos ihr Deutschtum betonte, – war sie dann nicht ein verdammt rechter Verband, der weiter nach rechts abglitt zu den Braunen ?

A: Irrtum ! Nachdem Hitler nach dem Reichstagsbrand 1933 Hindenburgs Unterschrift unter die Notverordnung „zum Schutz von Volk und Staat“ (vorgeblich gegen kommunistische Umsturzversuche) bekommen hatte, wurde – unter Umgehung der normalen Justiz – systematisch die „Gleichschaltung“ betrieben. Die kath. Kirche suchte in Konkordatsverhandlungen u.a. auch Schutz für ihre Jugendverbände zu erreichen. Bei Unterzeichnung des Konkordats lagen die Ausführungsbestimmungen des Art. 31 zu diesem Punkt noch nicht vor; es kam nie mehr zu klaren Abmachungen. So wurde der wachsende Anspruch der HJ, allein die deutsche Jugend zu vertreten, mit zunehmendem Druck betrieben, 1936 per Gesetz festgeschrieben.


Bericht der NGZ vom 27. Mai 1935 über ein abgebrochenes Fußballspiel aus politischen Gründen

In dieser Übergangszeit standen viele vor der Alternative:
entweder als „rein religiöse“ Gruppe (z.B. Messdiener) sich in die Sakristei zurückzuziehen oder als „reine Sportverbände“ Aufnahmein den NS-Reichssportbund zu suchen. Dazwischen blieb kein Raum.

Noch ehe die Gleichschaltung im Jugend- und Sportbereich voll gediehen war, widersetzten sich einige wenige dem erkennbaren Trend; Proteste waren noch eingeschränkt und mit hohem persönlichen Risiko möglich.

Als Hitler seinen innerparteilichen Rivalen, den SA-Führer Röhm, mit dessen Vertrauten in Bad Wiessee durch ein SS-Kommando überfallartig verhaften und erschießen ließ (30.06. – 02.07.34) – dem Volk als Niederschlagung des sogen. „Röhm- Putsches“ mitgeteilt -, hatte Göring , kommissarisch in Berlin als Innenminister auch Polizei-Chef, dem Gestapo-Chef Heydrich den Befehl gegeben, im Schatten der „Putsch-Niederschlagung“ auch andere politische Gegner wegzuräumen, nicht nur den früheren Kanzler General v. Schleicher (mitsamt Frau), sondern auch 3 prominente Katholiken: den Schriftleiter Dr. Gerlich, den Ministerialrat Dr. Klausener und Adalbert Probst, den Reichsführer der DJK! Probst hatte einen Wink bekommen, die Gestapo sei ihm auf den Fersen; er suchte den noch kranken Wolker auf, der ihn aber nicht verstecken konnte.

Probst wurde im Auto abgeholt, und nach einigen Tagen kam die Nachricht: „auf der Flucht erschossen“. Die Urne mit seiner Asche wurde erst einige Zeit später zugestellt. Die Todesmeldung wurde im kath. Raum nur ohne Details und ohne Kommentierung mitgeteilt; man wusste jetzt, wozu Hitler fähig war. Hellhörige ahnten etwas (Todesdatum 01.07.34)! Diese frühen Blutzeugen der NS-Diktatur sollten nicht in Vergessenheit geraten.

Das Schicksal der DJK war auch bald besiegelt. Am 23.07.1935 wurden in Preußen durch Himmler, anderswo ähnlich konfessionelle Jugendgruppen (incl. Sportgruppen) verboten, und nun gab es hier nur noch die Weggabelung: entweder Resignation, Rückzug aus dem Sport, oder aber einen Übertritt in einen gleichgeschalteten reinen Fußballclub „VfL Rheinkraft“.


Handentwurf für das Vereinsabzeichen VfL Neuss, 1935

Dieser Zwang zu einer sehr persönlichen Entscheidung mag manche alte Freundschaft arg belastet haben, zumal offene Gespräche immer gefährlicher wurden. Übrigens: Wolker, der bei der Fuldaer Bischofskonferenz deutlichere Stellungnahmen zum Schutz der Jugendverbände angemahnt hatte, wurde 1936 auch 3 Monate lang in Gestapo-Haft genommen.

Man sollte bei solchem Rückblick auf die ersten 21 Jahre der Rheinkraft bzw. der DJK auch an die vielen Ehrenamtlichen an der Basis denken, die viel Zeit, oft Geld, gewiss Nervenkraft in diese Arbeit investiert, Mut aufgebracht und Ängste ausgestanden haben.

Nach Kriegsende wurde eine in Dreikönigen entstandene DJK Rhenania und der VfL Rheinkraft, der in die DJK eintrat, 1955 unter dem Namen DJK Rheinkraft zusammengeführt, um ärgerliche Rivalitäten zu vermeiden. Maßgeblichen Anteil an dieser Fusion hatte Jean Pullen.

XY: Damit sind falsche Vermutungen über die frühe Zeit ausgeräumt, danke!


Fußball B-Jugend wurde 1945 – 1946 ungeschlagen mit 38:2 Punkten und 61:10 Toren Neusser Stadtmeister.

Nun zum Aktuellen:

Wenn nach dem 2. Weltkrieg die alten Namen wieder aufgenommen wurden, will man wieder primär das Konfessionelle des Vereins betonen? Sind derlei Grenzziehungen nicht, besonders mit Blick auf den Sport, längst überholt?

A: In der Tat, durch die Erfahrungen der letzten 7 Jahrzehnte sind Konfessionsgrenzen – Gottlob – in vielen gesellschaftlichen Bereichen überholt. So gab z.B. vor einiger Zeit zum „Sonntag des Sports“ mit dem Jahresthema „Fair Play: Sport treiben und Mensch bleiben“ der DJK – Verband eine Arbeitshilfe der Kirchen heraus, mit Gesprächsanregungen, geeigneten Liedern und Gebeten und einem gemeinsamen Begleitwort der obersten Repräsentanten der beiden großen Konfessionen in Deutschland.

Also: Auch die DJK-Rheinkraft kennt heute natürlich keine konfessionelle Ausgrenzung. Die Beibehaltung der alten Namen sollte primär wohl daran erinnern, wo die Anfänge, die Wurzeln dieser Gemeinschaft liegen. (Auch nicht jeder Fußball-Club, der sich „Borussia“ nennt, möchte nur Fans von Borussen = Preußen hinter sich wissen.)

Zu den sozusagen geistigen Wurzeln des Selbstverständnisses der Rheinkraft gehört: Sport sollte keine nur selbstbezogene, dazu isoliert körperliche Form von „Selbstverwirklichung“ sein, sondern seinen Bezug zur Gemeinschaft (Team, Sportkameraden), auch zur Leistungsforderung an sich selbst und damit zur Selbstdisziplin (Training statt nur Hängematte bzw. Fernseh- Sessel), letztlich auch zur geistigen Wachheit und zum „seelischen Wohl“ festhalten.

Im Grunde erinnert dieses Verständnis an ein altes lateinisches Wort, das bei Festveranstaltungen gern zitiert wird: mens sana in corpore sano – meist etwas irreführend übersetzt:„Ein gesunder Geist (kann nur) in einem gesunden Körper (wohnen)“. Diese Übersetzung täte vielen Behinderten oder Kranken bitter Unrecht. Ein gesunder Körper ist weithin ein Geschenk, liegt nicht ganz in der eigenen Hand. Man kann etwas für oder auch gegen die eigene Gesundheit tun, insoweit ist leibseelische Gesundheit eben Gabe und Aufgabe, – hier sind auch die Grenzen des Sports.

Übrigens: Ähnliches hat, bei genauerem Hinsehen, auch der römische Dichter Juvenal (ca. 47-113 n.Chr.), dem man dieses Zitat entlehnt, vor rund 2 Jahrtausenden gemeint, denn er formulierte wörtlich: Orandum (e)st, ut sit mens sana in corpore sano = Man muss darum beten (damals: die Götter bitten), dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper lebe (wohne).

XY: Verstanden. Nochmals eine Frage zu Euren alten Namen: Du machst mit in einer„Senioren-Gruppe“ und dann sprecht Ihr von Rheinkraft und Jugendkraft; klingt das nicht komisch? Kraft mal Kraft, das ist doch – streng mathematisch gesprochen – Kraft in der zweiten Potenz. Auch ohne Doppeldeutigkeit: Seid Ihr alle so tolle Kerle? Da traut man sich ja kaum mitzumachen.

A: Gemach! Wer ist heute schon „Junior“ oder ein „Älterer“? Die Grenzen sind fließend. Im familiären Bereich wird das individuell verteilt (Junior-Chef, Senior-Chef) und im gesellschaftlichen Bereich hat sich eine schiefe Übersetzung sprachlich leider durchgesetzt. Als Gattungsbegriff kennen die alten Römer die „seniores“, die Älteren, als die Waffenfähigen exakt zwischen 45 und 60 Jahren, also das, was vor 130 Jahren bei den Preußen „Landsturm“ hieß. („Immer langsam voran, immer langsam voran, dass der preuß. Landsturm auch nachrücken kann“); diese Jahrgänge wurden 1945 zum „Volkssturm“ aufgerufen.

Was unsere Gruppe angeht, so sind darin auch jüngere und ältere „Senioren“.

Also lass Dich nicht bange machen, es gibt bei uns mehr als nur Stretching und „Knochenschleudern“. Vorher kämpft man mit seiner Trägheit, nachher ist man immer froh, dass man mitgemacht hat. Rasten heißt rosten! Zähl Dich, im weitesten Sinne, zur sportlichen „Jugend“!

XY: Was habt Ihr bei der Rheinkraft denn noch anzubieten? Wo bleiben die Kinder, die Jugendlichen und die Generation ab 20 Jahren? Ihr Rentner habt es ja schon geschafft, aber die anderen wollen doch auch mal ran. Also wie ist das?

A: Natürlich ist Deine Frage mehr als berechtigt. Die rund 800 Mitglieder der Rheinkraft bestehen zwar aus rund 200 Senioren, wir rechnen da die über 55-järigen als so genannte Ältere dazu.

Die Rheinkraft ist aber sehr stolz darauf, rund 250 Kinder und Jugendliche im Verein zu haben. Die kleinsten Aktiven sind um die 5 Jahre. Sie spielen bei den Fußballjunioren – bei den Bambini – schon einen Superfußball. Die Begeisterung ist dort sehr groß. Weiterhin haben unsere Kinder im Kindergartenturnen und die etwas Älteren, so ab 8 Jahren, die Möglichkeit, bei der Leichtathletik mitzumachen. Im Winterhalbjahr wird in der trockenen Halle und im Sommer auf der Wolkeranlage trainiert. Viele Jugendliche spielen in den Juniorenklassen Fußball oder Volleyball. Sie nehmen an Turnieren und Freundschaftsspielen teil.

Die etwa 200 Älteren, die Erwachsenen, haben die Möglichkeit, sich sportlich beim Volleyball, Fußball, Freizeitsport, Walking – es gibt sogar Gruppen für Ältere – und bei der Gymnastik zu betätigen. Wir sind übrigens sehr stolz darauf, dass unsere Volleyballdamen in der Oberliga, der vierthöchsten Klasse mit großem Erfolg spielten. Darüber hinaus haben wir noch einen Lauftreff zu mehreren Startterminen, an dem alle, auch Ungeübte, teilnehmen können. Das ist das Stichwort. Jede(r) Ungeübte oder sportlich Interessierte kann als Anfänger, ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, bei uns eine geeignete Gruppe finden. Unser Verein freut sich über jedes neue Mitglied.

Gymnastik wird für alle angeboten. Es gibt eine Damengymnastikabteilung mit 3 Gruppen und die Seniorenabteilung, die aus verschiedenen Gruppen besteht: eine Männer- und eine gemischte Gruppe sowie vier Damengymnastikgruppen und eine Tanzgruppe.

Für alle Sportangebote stehen selbstverständlich ausgebildete Übungsleiter zur Verfügung.

XY: Vielen Dank für diese ausführliche Erläuterung Eures umfangreichen Sportangebotes. Da werde ich mich mal aufraffen und mich und meinen Enkel bei Euch anmelden.

Diese Festansprache wurde von Herrn Dr. Max Tauch, Museumsdirektor i. R., anlässlich der Ehrenamtsfeier am 11. Januar 2004, im Dreikönigensaal gehalten.

Immer schon galt das Dreikönigenviertel unter den Neusser Stadtteilen als etwas Besonderes. Viele Geschichten und Anekdoten ranken sich um seine Entstehung, die eng mit dem Bau der Dreikönigenkirche verbunden ist. Kurz vor dem 1. Weltkrieg kam dieses ehrgeizige Projekt zum Abschluss: 1911 war die Kirche fertiggestellt.

In dem sich entwickelnden Pfarrgemeindeleben sollte auch die Jugend ihren Platz finden. Sie tat sich im katholischen Jugendverein zusammen, der sich nach dem Pfarrpatrozinium „Jugend-Verein Hl. Dreikönige“ nannte. Aus ihm erwuchs jene Fußballmannschaft, aus der schließlich 1914 – also vor 90 Jahren – die „DJK Rheinkraft Neuss“ entstand.

Dreikönige – Rheinkraft: zwei Begriffe, die Anlass zum Nachdenken geben. Natürlich waren die Neusser Jungen hinter dem Ball weder Heilige noch Könige, aber es waren Rheinländer, gesund und kraftvoll, und so wählte man zu Recht die Bezeichnung „Rheinkraft“. Es wäre ja wohl auch zu komisch gewesen, hätte man als Vereinsbezeichnung den vielleicht geographisch näher liegenden Namen „Erftkraft“ angenommen, womöglich sogar noch „Obererftkraft“.

Der Rhein war 1914 in aller Munde „Sie werden ihn nicht haben, den teuren deutschen Rhein“ sang man damals und meinte damit Frankreich. Dabei waren doch gerade auch in Neuss noch Begriffe im Umlauf, die ihre französische Herkunft nicht verleugneten. Beim Regen griff man zum Parapluie. Rektor Geller appellierte beim Bau der Dreikönigenkirche an das Portemonnaie der Neusser, denen beim Anblick des Quirinusmünsters zwar stets das Herz aufgeht aber selten die Brieftasche. Auf dem damals noch ansehnlichen Neusser Bahnhof betrat man den Perron in Erwartung des Zuges, und die Damen erfrischten sich derweil mit Eau de Cologne. Die ältere Generation schlüpfte noch in den Paletot und die jungen hatten zuweilen bereits ein Fisternöllchen.

Doch der Rhein: das war Kraft, das war Mut, das war das Vaterland. Und er bildete die Heimat. Also, „Rheinkraft“ das passte. Und ergänzte andere damals patriotische Vereinsnamen wie Germania oder Viktoria. Solche Begriffe hatten Konjunktur im Rheinland. Im linksrheinischen jedenfalls, wo man ja näher an der Reichsgrenze war. Das merkte im rechtsrheinischen Düsseldorf, das für den Neusser ohnehin schon fast Asien ist, schon niemand mehr, geschweige denn in München, Berlin oder Hamburg. Im übrigen: als die DJK Rheinkraft bereits mit der Fronleichnamsprozession zog, soll es in anderen Teilen Deutschlands, noch Leute auf Bärenfellen gegeben haben. Den Neusser focht das nicht an, im Bunde mit Quirinus und den heiligen Drei Königen fühlte man sich stark, Rheinkraft eben. Es soll ja Neusser geben, die, von Westen kommend auf der A 46 in Höhe von Kapellen angesichts des Münsters und der Dreikönigenkirche, noch einmal feste aufs Gaspedal treten. Ein Zusammenhang ist nicht nachzuweisen, aber die Anschlussstelle bei Kloster Kreitz ist einer der Unfallschwerpunkte in der Region.


Rheinkraftler auf der Sportanlage Steigerturm (um 1920)


Unser Dreikönigenviertel, entnommen aus einem Stadtplan von 1925.
Hier ist noch das ehemalige Vereinsgelände „Am Steigerturm” eingezeichnet

Natürlich stand dem jungen Verein 1914 noch die ganze Fülle gastronomischer Vier-Sterne-Betriebe rund um die Dreikönigenkirche zur Verfügung.

Nach der sportlichen Übung, die den Magen knurren ließ, folgte die kulinarische Erholung, die keine nationalen Grenzen kannte: ein deftiger „Ungarischer Goulasch“ war ebenso willkommen wie „Dicke Bohnen mit Speck“ aus Grevenbroicher Anbaugebieten und die unvermeidliche Erbsen- und Linsensuppe. Da vernahm man zuweilen bei Pullen den alten Spruch: „Die Linse, wo sinn se, sie koche drei Woche, sin hart wie die Knoche. Deck se zo dann hann se Roh“.

Es verstand sich von selbst, dass man – wenn schon im Schatten der Dreikönigenkirche wohnend und damit näher bei den Kölner Patronen – ein Rheinisch sprach, dass sich stärker an der Metropole als am unteren Niederrhein orientierte.


Der Sportplatz „Am Steigerturm”.
Das Foto – aufgenommen um 1910 – wurde uns vom Stadtarchiv zur Verfügung gestellt.
Sehr schön ist im Hintergrund die Dreikönigenkirche zu erkennen

Rheinkraft Neuss 1914. Damals konnte man noch geschlossenen Auges durch das Dreikönigenviertel gehen, und man wusste, wo man war, Die Luft war noch geschwängert von den individuellen Gerüchen der Metzger, Schumacherwerkstätten und Bäckereien.

Das ist Vergangenheit, aber die Eigenart des Dreikönigenviertels ist geblieben. Nur hier konnten Persönlichkeiten gedeihen wie der in Neuss unvergessene Oberbürgermeister Herbert Karrenberg, die Patriarchen der Familie Thywissen und die zahlreichen Kapläne, Pfarrer, Küster, Organisten. Rheinkraft – rheinische Kraft, gerade bei den früheren Seelsorgern. Hier bestanden sie ihre Talentprobe, und zwischen den Sportlern und ihren geistlichen Betreuern war ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die Grundstimmung des Viertels war und ist einfach so, dass jeder jeden leben lässt.

Der DJK Rheinkraft Neuss 1914 ist das in den 90 Jahren ihrer Existenz gut bekommen. Und damit hat sie eigentlich eine Gold-, zumindest eine Silbermedaille verdient. Gewiss, mit dem Titel einer Fernsehsendung könnte man sagen: es gab „Gute Zeiten – schlechte Zeiten“. Durchschnittlich fünf Millionen Zuschauer hatten diese Sendung. Die DJK Rheinkraft würde sich glücklich schätzen, hätte sie auch nur 0,1 Prozent davon bei ihren Veranstaltungen. Doch nicht die Masse bringt es. Es ist die Qualität. Und ihren von Anfang an guten Namen hat die „Rheinkraft Neuss“ nie verloren. Möge es auch in Zukunft so bleiben.

Seit der Gründung unseres Vereins vor 100 Jahren, am 28. Juni 1914, mussten wir zwei Weltkriege überstehen, hatten die für den Vereinsfortbestand schwierigen Jahre von 1933 -1945 zu bewältigen, um dann nach 1945 zu der heutigen DJK Rheinkraft 1914 e.V. zu kommen.Im Laufe dieser 100 Jahre wurde der Vereinsname mehrfach aus politischen und anderen Gründen geändert. Die Hintergründe hierzu werden in dem lesenswerten Aufsatz „DJK Rheinkraft – darüber wüsste ich gern mehr“ beschrieben.

Die Vereinsnamen unserer Rheinkraft seit der Gründung im Jahre 1914:

1914 Jünglingskongregation
(lat.: kath. Vereinigung) an St. Dreikönigen Eine Gruppe von immerhin 76 jungen Männern hatte sich zusammen gefunden und am 28.Juni 1914 mit einer kirchlichen Aufnahmefeier in der Neusser Dreikönigenpfarre einen Verein gegründet.

1920 DJK-Rheinkraft
Überall in Deutschland wurden im Bereich der katholischen Kirchengemeinden sportliche Jugendgruppen gebildet. Aufgrund dieser Entwicklung wurde der DJK-Reichsverband in Würzburg gegründet. Daraufhin wurde der Vereinsname entsprechend angepasst.

1934 VfL-Rheinkraft
1934 wurde der Deutschen Jugendkraft durch ein Schreiben der damaligen Bezirksregierung jegliche sportliche Betätigung untersagt. Eine Weiterbetätigung wurde nur als Mitglied des Deutschen Fußballverbandes erlaubt. So kam es zu einer Trennung des damals schon stark angewachsenen Vereins. Ein Teil der Mitglieder hatte sich für den VfL- Rheinkraft entschieden. Die restlichen Mitglieder der verbotenen DJK-Rheinkraft zog eine nichtöffentliche Betätigung vor.

1948 VfL-Rheinkraft
Die Rheinkraft formierte sich nach dem Krieg wieder mit ihrem alten Namen. Fußball, Handball und Leichtathletik standen auf dem Programm.

1955 DJK Rheinkraft 1914 e.V.
Der heute noch gültige Vereinsname wurde auf der Jahreshauptversammlung 1955 beschlossen.

1924 wurde ich, Fritz Hermanns, in Neuss auf der Zollstr., im Schatten von St. Quirinus, geboren, und wuchs auf im Dreikönigenviertel auf der Bergheimer Straße. Hier nun erzähle ich etwas aus meinem Leben, das eng mit dem Vereinsleben der DJK-RHEINKRAFT verknüpft ist.In der Nähe meines Elternhauses war der Bergheimer Platz mit dem Steigerturm der Feuerwehr. Dieser Platz wurde von der DJK RHEINKRAFT als Fußballplatz genutzt. Tagsüber haben wir Kinder dort getobt, aber hauptsächlich Fußball gespielt. 1934 bin ich als 10-Jähriger in den Verein DJK RHEINKRAFT Neuss eingetreten. Jetzt durfte ich endlich „richtig“ Fußball spielen. Ich wurde als rechter Läufer in einer Schülermannschaft eingesetzt. Später, als Jugendlicher, spielte ich in der B-Jugend. Wie einige andere spielte ich nicht nur Fußball, sondern sammelte auch in einem mir zugeteilten Bezirk die Vereinsbeiträge ein, weshalb man uns „Bezirksvorsteher“ nannte.

Da wir selbst noch kein eigenes Vereinsheim hatten, so auch keine Umkleidekabinen, durften wir uns auf der Kegelbahn unseres Vereinslokals, Gaststätte Pullen, umziehen. Nach dem Spiel wurde dann unter einem 1/2-Zoll Wasserhahn „geduscht“.
Ja, wer von der DJK RHEINKRAFT spricht, muss gleichzeitig von der Gaststätte Pullen sprechen, denn diese war das Herz unseres Vereins. Dabei sollte man auch nicht Jean Pullen vergessen, denn er hat unseren Verein als Vorsitzender von 1914 bis zu seinem Tode im Jahre 1964 vorbildlich geführt.

Der Bergheimer Platz mit dem Steigerturm wurde nicht nur zum Fußball spielen benutzt, nein, am Samstag Nachmittag kam die Feuerwehr und absolvierte ihre Übungen zur Brandbekämpfung. Die Feuerwehrleute kletterten den Steiger hinauf und sprangen von verschiedenen Etagen ins Sprungtuch. Wenn die Feuerwehr abgezogen war, hinterließ sie nicht nur die tiefen Reifenspuren des Löschfahrzeugs in dem Aschebelag, der unser Spielfeld bedeckte, sondern auch viele Pfützen. Aber auch das konnte uns RHEINKRAFT-Fußballern die Sportfreude nicht vermiesen.

Mit 17 Jahren musste ich Soldat werden. Vorher noch sah ich, dass auf „unserem“ geliebten Sportplatz ein Bunker gebaut wurde.
Als ich 1945 aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kam, war mein nächster Weg zum Vereinslokal Pullen. Ich freute mich sehr, dass das Haus die Bombenangriffe unbeschädigt überstanden hatte. Pullen, das war das Herz unseres Vereins.
Nur eines machte mich traurig: Unseren Sportplatz hatte man mit einem Luftschutzbunker bebaut. Der Steigerturm stand noch, wenn auch ziemlich zerschossen, aber immerhin, er stand noch. Nur unseren Fußballplatz, den gab es nicht mehr, er war zubetoniert. Nun diente der Platz zeitweise Karussells und Kleinzirkussen.


Unsere Rheinkraftmannschaft 1936, Fritz Hermanns, 1.Spieler von links
Die Militärregierung hatte zu dieser Zeit, kurz nach dem Kriege, ein Versammlungsverbot in Räumen erlassen. Also setzten wir uns auf dem Hof der Gaststätte Pullen zusammen und riefen unseren geliebten Verein wieder ins Leben. Hierbei muss ich erwähnen, dass unser DJKVerein von den Nazis verboten worden war. Während der Hitlerzeit durften wir nur unter dem Namen VfL (Verein für Leibesübung) Rheinkraft Fußball spielen. Nun aber gab es wieder die DJK RHEINKRAFT.Da ich verletzt aus dem Krieg zurückgekommen war und nicht mehr Fußball spielen konnte, habe ich auf Bitten des damaligen Vorstandes den Posten als Kassierer übernommen.

1965 bin ich von Neuss nach Weckhoven gezogen, bin aber bis heute dem Verein als passives Mitglied treu geblieben.

Fritz Hermanns, im März 2004

Ende des 18. Jahrhunderts, Anfang des 19. Jahrhunderts, war die Gründung von Sportvereinen nicht mehr aufzuhalten. Darauf wurden auch die Kirchen aufmerksam. Sie haben deshalb in ihre Jugendgruppen auch sportliche Angebote gebracht. Damit war aber gleichzeitig das Problem einer „angemessenen“ Sportkleidung geboren.

Die damals immer noch vorherrschende kritische Haltung der Kirche zum menschlichen Körper stand konträr zum neu aufkommenden Körperbewusstsein der Bevölkerung und neuer Sportarten. Insbesondere Fußball wurde von der Jugend begeistert aufgenommen. Fußball spielen vertrug sich aber einfach nicht mit vom „Stehkragen bis zum Fußknöchel“ zugeknöpfter Sportbekleidung. Die Auffassung konservativer Gruppen und Sporttreibender ließ sich schwer „unter einen Hut bringen“.

So erregte eine Gruppe Sporttreibender auf der Sportstätte Bergheimer Straße die Gemüter Neußer Bürger und kirchlicher Vereine im Dreikönigenviertel. Im Mai 1923 veröffentlichten kirchliche Vereine eine Protestnote mit folgendem Inhalt:

„Die Vorstände kath. Vereine, der kath. Schulorganisation, der Elternbeirat und die Vertreter der Lehrerschaft erheben entschieden Protest gegen das Verhalten gewisser Sportgruppen, die in sittlich anstößiger, mehr halb nackter Tracht auf dem offenen Sportplatz an der Bergheimer Str. unter den Augen unserer Jugend sich stundenlang bewegen und sogar in dieser Tracht auf der Strasse und in den Anlagen des Bezirkes sich herumtreiben. Die genannten Verbände sehen darin eine grobe Gefährdung der Sittlichkeit unserer Jugend, ein öffentliches Ärgernis und den Anfang einer bedenklichen Entwicklung unseres Sportwesens. Sie fordern von den städtischen Behörden sofortiges Einschreiten gegen die genannten Auswüchse und bitten die übrigen Sportvereine und die Schule sowie alle auf dem Boden christlicher Sitte stehenden Mitbürger, nach Kräften ihre Bemühungen zu unterstützen. Sie werden sich nicht zufrieden geben, bis die ärgerlichen Vorgänge von der Strasse und den öffentlichen Plätzen verschwunden sind.“

Diese aus heutiger Sicht sehr überzogene Erkenntnis der Umstände und Übertreibung der von den Sportlern ausgehenden „Gefahren“ hatte weitreichende Konsequenzen. Die Eingabe wurde als polizeiliche Strafanzeige behandelt. Die Betroffenen wurden zur Aussage vorgeladen.

Auch Jean Pullen (Lehrer, Ratsherr und langjährigen Vorsitzender der Rheinkraft Neuss wurde als Zeuge vernommen. Er gab u.a. zu Protokoll:

„Ich persönlich nehme an der Sportkleidung keinen Anstoß, auch sehe ich an dem Verhalten der Sportleute kein Ärgernis, habe aber hierbei die Erziehung unserer Jugend im Auge und erblicke in dem ungemäßen Verhalten der Sportler eine Gefahr für die heranwachsende Jugend. Es handelt sich hauptsächlich um Sportleute vom Turnverein „Fichte“. Die Namen dieser Sportler sind mir nicht bekannt. Weitere sachdienliche Angaben kann ich nicht machen.“

Abgesehen von der Kritik, die hier einem Turnverein nur aufgrund der äußeren Erscheinung seiner Mitglieder entgegenschlug, bargen die Situation und der Konflikt zwischen der Pfarrei und ihren angeschlossenen Vereinen und dem Turnverein weiteres Potential einer ernsten Verstimmung. Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um Symptome des generellen Zwistes zwischen konfessionell orientierten Jugendvereinen und den der Sozialdemokratie nahestehenden Verbänden und der Konkurrenz auf dem Sportplatz Bergheimer Straße.

Die in Neuss erscheinende Arbeiterzeitung „Der freie Sprecher“ nahm darauf die Situation zum Anlass in einer satirischen Gegendarstellung und in einem Kommentar ihren Hohn über die Pfarrei und deren Vereine auszuschütten.

U.a. ist dort nachzulesen: „Die unterzeichneten Gegenprotestler fühlen sich in ihrer Tätigkeit, die sie in Hemdsärmeln vor zunehmen pflegen, bedroht, und erklären, dass es ihnen unmöglich sei, bei ihrer Tätigkeit vom Halsstehbördchen bis zum Absatz sich schwarz einzuwickeln. Es käme auch vor, dass sie sogar die Weste auszögen, und beim Baden im Rhein hätten sie sich zuweilen mit dem Taschentuch beholfen.“

Leider ist nicht überliefert, wie der Konflikt endete, es ist jedoch zu vermuten, dass er im Endeffekt im Sande verlief.

Solche und ähnliche Vorkommnisse veranlassten den Düsseldorfer Regierungspräsidenten im November 1926 einen Erlass herauszugeben, in dem konstatiert wurde, dass die Bekleidung „kurze Hose, ohne Hemd“ von Turnern dem sittlichen Empfinden weiter Kreise nicht entspräche und daher nicht geduldet werden können. Die erlaubte Sportbekleidung war als Turn- bzw. Trikothemd und lange oder Kniehose definiert.

Heute können wir über derartige Probleme nur schmunzeln. Aber wir sollten berücksichtigen, dass sich die ethischen Werte in einem Zeitraum von fast 100 Jahren erheblich gewandelt haben.

Am 13. Februar 2004 wurde der DJK Rheinkraft Neuss die zum 90-jährigen Jubiläum von den Benediktinerinnen in Kloster Kreitz neu angefertigte Vereinsstandarte übergeben. Als Vorbild diente die leider nicht mehr reparierbare Standarte aus dem Jahre 1924. Anlässlich der Feier zum 10.jährigem Stiftungsfestes wurde diese damals für 675 Goldmark angeschafft.

„Diese Standarte wurde in den folgenden Jahren stets mit berechtigtem Stolz bei allen Veranstaltungen und Aufmärschen voran getragen. Leider hatte diese Fahne in der Verbotszeit der Rheinkraft, in den Jahren 1934/45, stark gelitten. Auf dem Kirchensöller, im Heizungskeller und in anderen Verstecken musste sie verborgen gehalten werden.“ So stand es 1962 in den Rheinkraftnachrichten. Weiter schrieb man: „Die weiße Seide der Vorderansicht mit ihren schweren Goldstickereien ist dadurch sehr brüchig geworden und bedarf dringend der Erneuerung, damit sie bei unserem 50-jährigen Jubiläum auch wieder dabei sein kann.“

Weitere 40 Jahre mussten vergehen, bis der Vorstand der Rheinkraft beschloss, eine „Neue“ zu beschaffen. Hier bestand das Problem, wie kann man die Kosten finanzieren, und, welche Künstler sind in der Lage, eine originalgetreue Nachbildung unseres „alten Schatzes“ zu schaffen. Zu unserem Glück haben wir das Kloster Kreitz gewinnen können, deren Schwestern noch die Kunst dieser wertvollen Stickerei und Anfertigung solch kostbarer Vereinsfahnen pflegen.


Übergabe der neuen Rheinkraft-Standarte im Kloster Kreitz durch
Sr. Benedikta an die Vorstandsmitglieder Peter Orth (links) und Hans Brüggen

Leider muss der Verein die Kosten vorfinanzieren, da bisher noch nicht der gesamte Betrag durch Spenden gedeckt wurde.

Unser Vorstand freut sich über jede weitere Spende. Überweisungen können auf das Spendenkonto 120246 der Rheinkraft bei der SPK Neuss, BLZ 30550000, Vermerk: „Rheinkraftstandarte“ erfolgen.

Die DJK-Fußballnationalmannschaft spielte Anfang der 70-iger Jahre in Belgien.
Drei Rheinkraftler waren mit dabei: Hahn, Tappen und Kleine ( hinten, 3. bis 5. Spieler)

1967/68, Unsere damalige 1. Fußballmannschaft auf der gerade im Bau befindliche
Wolkeranlage. Das Vereinsgebäude – im Hintergrund – war noch im Rohbau.
Von links: Heinz Strunk (de Schwatte), Hahn (Kiki), Horst Pütz, Günter Tappen,
Phillip Theissen, Erich Falkenbach, Manfred Engelmann, Hans- Josef Hassels,
Gustav Stürmer, Norbert Kleine, Königs (Floh)

Feldhandball bei der Rheinkraft. Aber ja! Viele Jahre war neben dem Fußball
der Feldhandball eine beliebte Sportart. Auf dem Foto aus den 50er Jahren
sehen wir eine der erfolgreichsten Meistermannschaft im Feldhandball.
Von oben links: Gerd Wohlfeil, Günter Danneberg (†), Günter Zeiger, Willi Stüsgen,
Heinz Rosskamp, Berni Gehlen, Obmann Peter Neufeindt, unten Links: Edi Töller,
Reiner Krings, Heinrich Stüsgen, Gerd Mayen, Josef Timmer.
Es fehlt Heinz Baumeister.
Meisterschaften, Aufstiege und große Siege wurden im Stadion an der Jahnstraße
erspielt, weil sie Freunde auf dem Feld und im Leben waren und noch sind. Viele sind
heute noch im Jägerzug „Jäger vom Rhein“ und auch im Kegelclub zusammen.


1981 spielte eine Auswahl, bestehend aus Vorstandsmitgliedern, Trainer/Betreuer und AH-Fußballern der Rheinkraft gegen den WDR Köln. Unser heutiger Bürgermeister Herbert Napp spielte im Rheinkrafttrikot (11. von links, obere Reihe), Unser Ratsherr, Heinz-Günter Hüsch, (obere Reihe, rechts außen) und Max Schautzer vom WDR (vordere Reihe, 8. von links)

Ein Rheinkraftler, Hubert Offermanns, wird wiederholt Deutscher Meister im Fliegen- und Bantamgewicht. Den Kampf seines Lebens bestreitet Offermanns gegen den Weltmeister Peter Kane in Liverpool. Das alles ist mittlerweile mehr als sechs Jahrzehnte her. Offermanns lieferte zu dieser Zeit in der in- und ausländischen Sportpresse Schlagzeilen. Auf Grund seiner Verdienste wurde er in den 30er Jahren bei der VfL Rheinkraft Ehrenmitglied. Nun aber der Reihe nach erzählt:

Hubert Offermanns wurde am 17. Januar 1906 in Neuß am Rhein geboren. Mit 19 Jahren, im Jahre 1925, sieht er in Neuß, zum ersten Mal einen Boxkampf und ist davon restlos begeistert. Im Neußer Punchingclub begann er dann seine Boxerlaufbahn. Die NGZ schrieb hierüber: „Auffallend schnell brachte er sich als wendiger und schlagkräftiger Fliegengewichtler in die erste Reihe der deutschen Amateurklasse. Als Westdeutscher Meister kämpfte er mehrfach repräsentativ für den Kreis Niederrhein. Seine Erfolge in der Nationalstaffel gaben den Ausschlag für seinen Entschluss, Profi zu werden. Seinen ersten Profikampf trug 1932 er in der Kölner Rheinlandhalle gegen den Kölner Schindler aus. Gegen den alten Ringfuchs und ausgezeichneten Techniker ist er in vier Runden nach Punkten erfolgreich. Leider hat er in diesem Jahr nach zwei weiteren gewonnenen Kämpfen auch drei, davon sogar zwei durch k.o. verloren.

Offermanns gibt nicht auf. Nun heißt es Training und nochmals Training. Sein früherer Verein stellt ihm, da er jetzt Berufsboxer geworden ist wegen dem Amateurstatus des Vereins keine Sparringpartner mehr zur Verfügung. Jetzt muss der Hubert durch Laufen und Schattenboxen einigermaßen in Form bleiben. Nur ein Boxer braucht das Sparring, muss mit Handschuhen trainieren. Das ist natürlich ein Grund dafür, dass er noch in 1932 in Berlin im Kampf gegen einen um einen Kopf größeren Erich Beißmann aus Hannover in der 4.Runde in einen schweren Konter hineinlief, der sein Kinn haargenau trifft. Der erste K.o. in Offermanns Profilaufbahn! Nach zwei weiteren verlorenen gegangenen Kämpfen, die Sportpresse betitelte ihn schon „als erledigten Mann!“ Mehrer Monate Training, besonders in Berlin und in Düsseldorf, haben Offermanns viel gebracht. Er hatte viel gelernt und fühlte sich großartig in Schuss. Er bekam jetzt eine großartige

Chance. Der Deutsche Doppeltmeister im Fliegen- und Bantamgewicht, Willi Metzner verpflichtete sich in Lüdenscheid gegen Offermann anzutreten. Nach sieben Runden hat Offermanns den Deutschen Meister Metzner restlos zusammengeschlagen.

Mit diesem großartigen Sieg begann Offermanns eigentlicher Aufstieg. Er nimmt sein Training noch ernster, wie bisher. Bis zu diesem Zeitpunkt ist über seine Lippen keine Zigarette oder Alkohol gekommen. Immer ist er jeden Abend um 10 Uhr zu Bett gegangen, ob Sonn- oder Feiertags. Ob Kirmes- oder Fastnacht. Seine solide Lebensweise trägt jetzt Früchte.

1933 gewann Offermanns die weiteren sechs Kämpfe bis auf ein Unentschieden durch K.o.- und Punktsiege.

1934 boxt Offermanns gegen den belgischen Meister unentschieden. Danach erhält er die große Chance, gegen den deutschen Meister Metzner wieder anzutreten. Der Kampf findet im Düsseldorfer Planetarium statt. Dieser riesige Bau ist am Kampftage restlos ausverkauft. Es ist der Hauptkampf!

Es wird ein dramatisches Gefecht. Beide kämpfen, als ginge es um ihr Leben. Die Zuschauer stehen vor Begeisterung auf ihren Stühlen. Nach 12 mörderischen Runden entscheidet das Punktgericht „unentschieden“. Das Urteil ist eine klare Fehlentscheidung! Auch die Zuschauer protestieren tobend.

Noch im gleichem Jahr schlägt Offermanns zwei weitere Titelanwärter in der 7. bzw. 8. Runde K.o.

Mit diesen Siegen ist er wieder erster Anwärter auf den Titelkampf um die Deutsche Meisterschaft., Weiter heißt es hart trainieren. Täglich steht Offermanns um 5 Uhr früh auf und läuft seine 12 bis 15 km im Walde. Abends wird mit Sparringspartner „gearbeitet“.

Der belgische Meister Schoorens verliert nach Punkten. Den Belgier Gilles schlägt Offermanns sogar in der 1. Runde K.o.

Inzwischen hat Metzner seinen Titel an den Boxer Ausböck verloren. Nun muss dieser seinen Titel gegen Hubert Offermanns aufs Spiel setzen.

Der Kampf findet am 10.Mai 1935 im Münchner Zirkus Krone statt. Offermanns Nerven haben durch die vielen Terminverschiebungen stark gelitten. Sein Gewicht ist mit 50,5 Kg äußerst niedrig.

Der Zirkus ist restlos ausverkauft, viele müssen vor verschlossenen Toren umkehren.

Ausböck musste auch Gewicht machen, ist einen ganzen Kopf größer als der Neußer, so dass dieser fast springen muss, um ihn am Kopf zu erwischen.

Der Kampf beginnt. Das Haus verhält sich totenstill. In der 1. Runde fühlt sich Offermanns gar nicht wohl. Seine Beine sind wie Blei. Durch seinen langsamen Start hatte Ausböck den Herausforderer schon in der 1. Runde am Kinn erwischt. Offermanns ist schwer angeschlagen und geht für kurze Zeit auf die Bretter. Nach dem Hochkommen überfällt ihn Ausböck wie ein Berserker. Aber Offermanns bleibt am Mann und keilt mit, was das Zeug hält. Die 2. und 3. Runde bringen erbitterten Schlagwechsel, so dass das Haus vor Begeisterung tobt. Mitte der 3. Runde trifft der Herausforderer den Meister mit einer schweren Rechten auf das Herz. Ausböck stürzt zu Boden und erhebt sich nicht mehr. Er ist schwer K.o.! Offermanns wird als neuer Deutscher Fliegengewichtmeister ausgerufen. Endlich der Titel! Weitere Kämpfe folgen. Unter anderem gegen den Europameister 1935. Offermanns erteilt ihm 6 Runden Boxunterricht, muss leider in der 8.Runde wegen einer Augenbrauenverletzung ausscheiden. 1936 gegen den damaligen Europameister Pierre Louis im Pariser restlos ausverkauften Sportpalast. Der Franzose kann den Kampf nach Punkten für sich entscheiden, die Presse schreibt vom Ringteufel Offermanns und findet den Punktsieg des Europameisters recht schmeichelhaft.

1937 holt er sich den Deutschen Meistertitel zum zweiten Mal in der Berliner Deutschlandhalle gegen den damaligen Meister Schäfer.

Nun zum Kampf gegen den damaligen Weltmeister Peter Kane aus England. Sein Name war in der Presse in aller Welt. Kane war von Beruf Schmied und hatte bereits alle nationalen und internationalen Gegner von Ruf entweder K.o oder nach Punkten geschlagen. Offermanns erhält ein Angebot gegen Kane zu boxen. Er lieferte in Liverpool den Kampf seines Lebens! Bis zur 10. Runde konnte der Weltmeister keinen wesentlichen Vorteil für sich erringen. Was noch keinem Boxer der Welt gelang, schaffte Offermanns. Mit einer wuchtigen Rechten schmetterte er den Weltmeister Peter Kane bis “7“ auf die Bretter. Leider hatte Offermanns kein Glück. Bei diesem wuchtigen Schlag bricht ihm der Mittelhandknochen und er muss leider zwei Runden vor Schluss aufgeben.

Die Engländer rasen vor Begeisterung für diesen dramatischen Kampf. Offermanns musste sich aus dem überfüllten Stadion mit Hilfe der Polizei einen Weg durch die begeisterte Menschenmenge bahnen. Die englische Presse ist des Lobes voll und berichtet von Peter Kanes schwersten Kampf in seiner gesamten Laufbahn.

In seiner Berufsboxerlaufbahn kämpfte Offermanns 13 x um den Titel in der deutschen Meisterschaft. Mehrere Male konnte er diesen erringen. Leider war er auch häufig durch Verletzungen außer Gefecht gesetzt. Aber mit großer Tapferkeit und unvorstellbaren Mut stellte er sich immer wieder zum Kampf. Seine Meisterschaftskämpfe werden im deutschen Boxsport unvergessen bleiben.

Während des Krieges sah man Hubert Offermanns in Afrika im Ring. Nach dem Kriege versuchte er nochmals sein Glück, musste aber wegen seines Alters die Handschuhe an den „berühmten Nagel“ hängen. Wie schrieb die NGZ: eine große Laufbahn eines „kleinen und bescheidenen symphatischen Sportmannes“ hatte nach mehr als zwei Jahrzehnten ihr Ende gefunden.

Hubert Offermanns wurde aufgrund seiner sportlichen Verdienste als Ehrenmitglied in die Rheinkraft aufgenommen. Sein Bild hängt zur Erinnerung im Klubhaus der Rheinkraft in der Wolkeranlage.

Am 10. Juli 1984 verstarb er mit 78 Jahren in Neuss. Er wäre in diesem Jahr unseres 90-jährigen Bestehens 98 Jahre alt geworden.

Teilweise entnommen aus einem Bericht der NGZ, vom 08. Februar 1968 und einem der Rheinkraft vorliegenden Bericht. Berichterstatter war unser Vereinsmitglied, unser unvergessener Willi Huppertz.

Auch damals, Ende der fünfziger, Anfang der sechziger Jahre hatten wir eine schnelllebige Zeit. Nach drei Jahren in der Bezirksklasse musste die 1. Mannschaft den Weg in die Kreisklasse antreten. Eine Zweitvertretung gab es nicht mehr. Fast alle Spieler hängten die Fußballstiefel an den berühmten Nagel oder hatten den Verein verlassen. Wir standen vor einem völligen Neuanfang. Nur wenige unverwüstliche Männer waren bereit mitzumachen. Eine zweite Mannschaft kam zunächst nicht auf die Beine. In Peter Ritterbach wurde ein neuer Abteilungsleiter gefunden. Eine neue Mannschaft wurde aus einigen „alten Hasen“ und jungen Spielern geformt. Diese Mannschaft konnte dann auch einige Jahre in der Kreisklasse bestehen. Man belegte meistens einen Platz im oberen Tabellendrittel oder im Mittelfeld der Tabelle. Große Erfolge blieben in dieser Zeit für die Fußballer allerdings aus. Man schätzte sich glücklich nach einigen Anläufen und stets guter Jugendarbeit, wenigstens wieder eine zweite Garnitur stellen zu können.Höhepunkt der Spielzeit 1959/60 waren die beiden Begegnungen mit einer Studentenauswahl aus Paris. Die erste Partie wurde im Neusser Stadion mit 1:0 gewonnen. Auf dem Weg zum Rückspiel in Paris machte man in Elversberg/Saar Zwischenstation und kassierte gegen eine zwei Klassen höherstehende Mannschaft eine knappe Niederlage, war allerdings im anschließenden gemütlichen Zusammensein klarer Sieger. Dann ging es weiter nach Paris, wo man drei wunderschöne Tage verlebte, das fällige Rückspiel aber mit zwei Toren Unterschied verlor. Diese Fahrt ist noch heute für viele Teilnehmer in sehr guter Erinnerung.

Beide Spiele wurden übrigens in der gleichen Besetzung bestritten, von einigen Auswechslungen abgesehen. Nachstehend die Mannschaft: Manfred Korte, Karl Koop, Rolf Schwarz, Bernd Wermes, Philip Theissen, Christian Hellendahl, Hans Mühleis, Karl-Heinz Lenssen, Hans Beckers, Michael Cremer, Manfred Schriddels und Aloys Hellendahl. Mannschaftsbetreuer war in dieser Zeit August Freitag.


Unsere 1. Mannschaft (Namen im Textteil) beim 1:0 Sieg im altehrwürdigen Neusser Stadion, der damaligen Heimat der DJK Rheinkraft Neuss, gegen eine Pariser Studentenauswahl (1960).